Die Geschichte von DOS

DOS ist mehr oder weniger zufällig zum PC-Betriebssystem geworden. Der erste PC war ein Produkt ohne Tastatur, Bildschirm, Band oder Platte namens Altair, das 1975 für Hobby-Elektroniker von der US-Firma MITS produziert wurde. Der Altair war mit dem Prozessor 8080 von Intel (8-Bit) und 256 Byte Speicher ausgestattet. Für diesen Rechner schrieb ein junger Mann namens Bill Gates eine Version der Programmiersprache BASIC.
Nachdem auch einige weitere kleine Unternehmen 8080-basierte Mikrocomputer anboten, entwickelte die Firma Digital Research dafür ein Betriebssystem mit der Bezeichnung Micro Control Program, das sich auf dem Hobby-Sektor unter der Bezeichnung CP/M durchsetzte.

1980 entschied IBM, ebenfalls in das PC-Geschäft einzusteigen. Da man sich nicht mit einer Neuentwicklung aufhalten wollte, wurde der Manager Philip Estridge beauftragt, ein System zu kaufen. Intel hatte inzwischen den 16-Bit-Prozessor 8086 samt einer abgemagerten Version (8088) herausgebracht, und Estridge entschied sich aus Kostengründen für den 8088. Nun fehlte noch die Software.

Weil BASIC inzwischen unter den Hobby-Anwendern sehr beliebt war, wandte sich Estridge an Bill Gates, der u.a. zur Vermarktung seiner BASIC-Version die Firma Microsoft gegründet hatte. Gleichzeitig wurde Gates gefragt, ob er auch ein Betriebssystem für IBM liefern könnte.
Da Microsoft derzeit nur UNIX vertrieb, das für PCs viel zu umfangreich war, schlug Gates vor, es mit dem neuen CP/M-86 von Digital Research zu versuchen. IBM sprach mit Digital Research darüber, aber CP/M-86 lag so weit hinter dem Zeitplan, dass IBM nicht warten wollte und sich erneut an Gates wandte. Gates kannte ein benachbartes Unternehmen, Seattle Computer Products, das zur internen Benutzung ein CP/M-ähnliches Betriebssystem mit dem Namen 86-DOS entwickelt hatte.
Microsoft kaufte 86-DOS im April 1981 und übernahm auch dessen Autor, Tim Paterson, um noch einige Verbesserungen anbringen zu können. Dann wurde das System in MS-DOS (Microsoft Disk Operating System) umbenannt und planmäßig an IBM übergeben.

DOS war eindeutig für den Hobby-Markt ausgelegt; ebenso der IBM-PC. IBM ging davon aus, dass er hauptsächlich für Spiele verwendet würde (erarbeitete deshalb mit einer zur Frequenz des US-Farbfernsehens kompatiblen Taktrate von 4.77 MHz, so dass Fernsehgeräte als Monitore eingesetzt werden konnten). Die Hardware-Ausstattung des IBM-PC zielte ebenfalls auf den Hobby-Anwender - es gab Anschlüsse für ein Audiokassettenlaufwerk (als Speichermedium ) und Joysticks. Und da DOS von CP/M abstammte (und der 8088 rückwärtskompatibel zum 8080 war), liefen viele der vorhandenen Programme auch unter DOS. IBM hat den PC als offenes System gestaltet, d.h. den kompletten Entwurf veröffentlicht.

Dadurch konnten auch Fremdhersteller Hard- und Software anbieten, wodurch der PC und DOS zu einem unerwarteten Erfolgt wurden. DOS wurde bis zur Version 4 ausschließlich von IBM/Microsoft entwickelt und angeboten. Anschließend entstanden unterschiedliche Versionen: PC DOS von IBM, der Klone DR DOS von Digital Research (nach der Übernahme durch die Firma Novell als Novell DOS weiterentwickelt) und MS DOS von Microsoft.

Version 1.0

Im August 1981 gaben IBM und Microsoft mit dem IBM-PC die DOS-Version 1.0 frei. Sie belegte 12 K des Arbeitsspeichers von 64 K. Der Quelltext bestand aus 4000 Zeilen Assembler-Code. Das Disk Operating System unterstützte eine einzige, einseitig beschreibbare 5,25-Zoll-Diskette mit einer Kapazität von 160 KB. Dieses Diskettenformat war eine Neuerung, denn andere Mikrocomputer arbeiteten noch mit einer 8-Zoll-Diskette. DOS 1.0 unterstützte nur ein einfaches Dateiverzeichnis ohne Unterverzeichnisse.

Version l.l

Version l.l wurde von Microsoft im Oktober 1982 zur Unterstützung von doppelseitigen Disketten mit 320 KB freigegeben. Zusätzlich wurden einige kleine Fehler behoben.

Version 2.0/2.1

Im März 1982 führte IBM mit dem PC/XT den ersten PC mit einer Festplatte ein. Er wurde mit der neuen DOS-Version 2.0 ausgeliefert. Sie war völlig neu entwickelt und enthielt viele UNIX-Elemente (Microsoft war zu dieser Zeit hauptsächlich als UNIX-Distributor aktiv, mit DOS waren nur vier Programmierer befasst). Das Dateisystem von DOS entsprach z.B. weitgehend dem von UNIX. Außerdem wurde mit DOS 2.0 ein weiteres Diskettenformat, die 360-KB-Diskette, eingeführt. Der Umfang des Systems wuchs auf 20.000 Zeilen Assembler-Code. DOS 2.0 verdrängte CP/M und etablierte sich als das führende PC-Betriebssystem. Die Einführung der Festplatte ermöglichte es zudem, relativ große Anwendungen zu nutzen, so dass nun auch Unternehmen mit der Anschaffung von PCs begannen.

Version 2.11

Die kurz darauf folgende Version 2.05 unterstützte Uhrzeit, Datum, Währung und Dezimalsymbole für unterschiedliche Länder. Sie wurde mit kleinen Änderungen zur Version 2.11 weiterentwickelt und in Millionenstückzahlen verkauft.

Version 3.0

Im August 1984 kam IBM mit dem PC/AT auf den Markt, dem ersten Personalcomputer, der auf dem Intel-Prozessor 80286 basierte. Der PC/AT unterstützte Speicher bis zu 16 MB (gegenüber den 640 KB des Vorgängers) und besaß verschiedene Betriebsmodi. Mit ihm wurde die DOS Version 3.0 ausgeliefert, die allerdings (bis auf die gesteigerte Geschwindigkeit) keine der neuen Prozessorfähigkeiten nutzte. DOS 3.0 unterstützte das 1.2-MB-Diskettenlaufwerk, den neuen CMOS-Konfigurationsspeicher, Festplatten mit einer Kapazität von mehr als 10 MB sowie virtuelle Laufwerke (RAM-Disks). Der Code wuchs auf 40.000 Zeilen an, 30 Mitarbeiter waren jetzt dafür zuständig.

Version 3.1/3.2

Im November 1984 wurde die Version 3.0 durch die Version 3.1 ersetzt. Sie unterstützte erstmals die Vernetzung von PCs. Mit der bald darauf folgenden Version wurden 3,5-Zoll-Disketten und der IBM Token Ring unterstützt. Version 3.1 war aber so fehlerbehaftet, dass viele Anwender bei 3.0 blieben.

Version 3.3

1987 führte IBM die Computer der PS/2-Familie sowie DOS 3.3 ein. Diese Rechner besaßen 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke mit 1.44 MB. Gleichzeitig brachten IBM und Microsoft mit OS/2 ein vollständig neues Betriebssystem auf den Markt, das DOS ersetzen sollte.

Version 4.0

Obwohl OS/2 in jeder Hinsicht besser war als DOS, konnte es sich nicht durchsetzten. Statt DOS vom Markt zu nehmen, gab IBM im November 1988 die DOS-Version 4.0. heraus. Eine der großen Verbesserungen in dieser Version war die Unterstützung von Festplatten bis zu 2 GB. Auch wurde die Leistungsfähigkeit des Dateisystems gesteigert - obwohl die Programme nach wie vor auf 640 KB beschränkt waren, konnten jetzt bis zu 16 MB des erweiterten Speichers für RAM-Platten benutzt werden. Mit der Version 4.0 begann auch die Unterstützung des VGA-Grafikstandards.

Version 5.0

Im April 1991 folgte mit DOS 5.0 eine wesentlich erneuerte Version, die vollständig den erweiterten Speicher nutzte. Zwar wurde die Beschränkung der Programme auf 640 KB immer noch nicht überschritten, aber DOS selbst konnte in den erweiterten Speicher verlagert werden, so dass nun ca. 600 KB der unteren 640 KB für Benutzerprogramme zur Verfügung standen. Gerätetreiber ließen sich ebenfalls in den erweiterten Speicher verlagern. DOS 5.0 stellte außerdem eine neue Oberfläche zur Verfügung, die es erlaubte, mehrere Programme gleichzeitig im Speicher zu halten, zwischen denen der Benutzer mit Hilfe einer Tastenkombination umschalten konnte.

Version 6 (Microsoft und IBM)

1993/94 gab IBM die DOS-Version 6.1 heraus; Microsoft Anfang 1994 die Version 6.2. Beide unterscheiden sich nicht wesentlich. Gegenüber der Version 5 wurde das System um hinzugekaufte Utilities erweitert.

Version 7 (Novell)

Im Februar 1994 stellte Novell die Version 7 vor, die echtes präemptives Multitasking bietet, mit erweiterten Netzwerkfunktionen ausgestattet ist und eine optimierte Speicherverwaltung besitzt.

Andere Hersteller boten daraufhin auch ihre 7.X Versionen an, welche ebenfalls Speicheroptimiert waren.

MS DOS 7 (Microsoft)

September 1995: MS-DOS ist nur noch ein "Grundgerüst" von WINDOWS 95 und kein selbständiges Betriebssystem mehr und wird in dieser Form manchmal auch "MS-DOS 7" genannt.

März 1998: Microsoft verabschiedet sich endgültig von seinem ersten Computer- Betriebssystem. Das Ende für das altgediente System verkündete Bill Gates Ende März auf der Entwickler-Konferenz WinHEC in Orlando (Florida). "Windows 98" wird danach die letzte Windows-Version sein, die auf "MS DOS" aufbaut. Zitat Gates "Der Nachfolger von Windows 98 wird eine Art Windows NT für Verbraucher sein".

Kommentare an Markus Fischer
Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am
30.09.2000
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