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   POWERSUP.TXT      V1.12

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   EMail:            <Matthias.Paul@post.rwth-aachen.de>;
   Letzte Änderung:  1997-04-13 -mp

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   Beschreibung, wie man ein defektes Schaltnetzteil eines alten Big-Towers
   (ca. 1990) ohne größere Umbauten gegen ein neues, kleines Schaltnetzteil
   austauscht und wie man dabei die Garantie für das neue Schaltnetzteil
   behält.

   Ich übernehme keine Garantie für die Tauglichkeit des Tips für irgend-
   welche Hardware, noch übernehme ich irgendwie geartete Haftung für
   Schäden beliebiger Art. Die Anwendung geschieht auf eigene Gefahr!
   Die kostenlose Weitergabe dieser Datei ist ausdrücklich erlaubt. Die
   Veröffentlichung dieses Tips in Listen und Publikationen erfordert meine
   vorherige schriftliche Zustimmung.

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   Vor einiger Zeit hatte ich das Problem, daß das Schaltnetzteil meines
   Rechners (230W Schaltnetzteil für Big-Tower-Gehäuse) seinen Geist aufgab.
   Nach einigen Reparaturversuchen (mehrere durchgebrannte Leistungsbauteile
   auf der Primärseite und einen noch nicht behobenen Fehler in der Regel-
   elektronik), die in der Kürze der Zeit und in Ermangelung eines Oszil-
   loskops mit Trenntrafo nicht zum Erfolg führten, entschloß ich mich,
   ein neues Schaltnetzteil zu kaufen und einzubauen und das alte in aller
   Ruhe zu reparieren. Angesicht der Preise für Schaltnetzteile (DM 30,-
   bis 80,-) bzw. neuer Gehäuse mit Schaltnetzteil (DM 70,- bis 200,-) lohnt
   sich eine Reparatur eines Schaltnetzteils nur dann, wenn das Netzteil im
   Prinzip noch einen soliden Eindruck macht (z.B. kein Staubzieher) und
   die defekten Teile Standardware und damit billig zu haben sind (war bei
   meinem Netzteil allerdings der Fall).

   Dabei stellte ich fest, daß es heutzutage nur noch eine fast einheitliche
   Bauform für alle Schaltnetzteile gibt, die trotz neuerer Features wie
   schaltbarem Monitor-Netzspannungsausgang und temperaturgeregeltem Lüfter
   wesentlich kleiner als meine alte Bauform ist.
   Unglücklicherweise stimmten weder die Befestigungslöcher noch die
   Ausschnitte für Lüfter und Netzbuchsen mit der alten Bauform überein,
   so daß größere Umkonstruktionen des Gehäuses notwendig erschienen. Dies
   wollte ich wiederum vermeiden, um später das reparierte Schaltnetzteil
   wieder an seine angestammte Stelle bauen zu können.

   Händler rieten mir dazu, direkt ein neues Gehäuse zu kaufen (und sei
   es angesichts des Preises auch nur des Netzteils wegen...), aber diese
   Lösung kam für mich nicht in Frage, da die heutigen Gehäuse (abgesehen
   von sehr teuren Exemplaren) vergleichsweise instabil aufgebaut sind und
   ich aufgrund verschiedener selbstgebauter Hardware-Erweiterungen in
   meinem Rechner einen tagelangen Umbau in Kauf hätte nehmen müssen.
   Weiterhin erfuhr ich, daß selbst die Händler händeringend nach 'alten
   großen' Netzteilen ('die mit dem Knick...') suchen, d.h. ich war auf
   meiner Odyssee vermutlich bei weitem nicht der Einzige (was mich ver-
   anlaßt, diese Erfahrungen hier aufzuschreiben). Aus anderen Kreisen
   erfuhr ich, daß alte Schaltnetzteile von MORETEC bei Hardware-Cracks
   als unverwüstlich gelten und teilweise besser im Kurs stehen als
   diverse Neuware (mein Netzteil war zwar nicht von dieser Firma,
   hielt aber immerhin fünf Jahre unter Vollast im annähernden Dauerbetrieb
   und verkraftete in diesem Zeitraum auch einige sekundärseitige Kurz-
   schlüsse - auch kein schlechtes Ergebnis).

   Da die meisten modernen Schaltnetzteile nur kleinere Gehäuseabmessungen,
   aber immer noch die gleichen Abmessungen der Platine haben, dachte ich
   anfangs daran, die Platinen auszuwechseln. Dies sollte normalerweise für
   halbwegs erfahrene Bastler (wegen Gefahr des elektrischen Schlags: 230V
   und mehr!!!) kein Problem darstellen, allerdings war dies in meinem Fall
   aus zwei Gründen nicht praktikabel:

   - Das neue Netzteil ist mit einem Garantiesiegel versehen, das beim
     Öffnen des Gehäuses verletzt wird, so daß bei derartigen Umbauten un-
     weigerlich die Garantie für das Netzteil verloren gegangen wäre.

   - Das neue Netzteil bietet zusätzlich einen temperaturgeregelten Lüfter
     und einen optional schaltbaren Monitor-Netzspannungsausgang (normaler-
     weise für Power-Saving-Features des Motherboards, aber auch mittels des
     von meinem Kollegen Axel C. Frinke und mir entwickelten erweiterten
     Tastaturtreibers K3PLUS (alias FreeKEYB) bedienbar - Infos beim Autor).
     Diese Erweiterungen waren auf zusätzlichen Platinen untergebracht, die
     an der Rückseite der Netzbuchsen befestigt waren: kein leichter Umbau
     sowie Probleme mit den geometrischen Abmessungen beim Einbau in das
     alte Gehäuse.

   Stattdessen stellte ich fest, daß der Lüfter im alten Schaltnetzteil-
   gehäuse mittig angeordnet war, und daß das neue kleine Schaltnetzteil
   (mit Gehäuse) *komplett* in das alte Gehäuse hineinpaßt, wenn man den
   Lüfter an die gleiche Position bringt. Die Netzbuchsen des neuen Schalt-
   netzteils sind dann allerdings unzugänglich. Solange man die Funktion
   des schaltbaren Monitorausgangs nicht benötigt, kann man das neue
   Netzteil aber auch dadurch in Betrieb nehmen, daß man die Netzeinspeisung
   vom Platinenstecker des alten Netzteilgehäuses am Schalter des neuen
   Netzteils vorsieht. Nach wenigen Messungen mit einem Durchgangsprüfer
   zwischen Schalter und der Netzeingangsbuchse des neuen Netzteils war
   klar, welche Leitungen hier durchgeführt wurden. Die beiden gegenüber-
   liegenden Kontakte (bei zweipoligem Schaltern) sind nun der interne
   Netzspannungseingang des neuen Schaltnetzteils. Genau hier muß man die
   Verbindung zum Platinenstecker des alten Schaltnetzteils herstellen
   (den Schalter sollte man trotzdem auf 'Ein' schalten, man weiß ja nie,
   wie die Schaltung in der 'BlackBox' wirklich aussieht). So bekommt das
   neue Schaltnetzteil 'Saft', obwohl seine Netzbuchsen hinter einem Blech
   verborgen sind. Als Netzspannungseingang und Monitorausgang dienen
   weiterhin die Buchsen des alten Netzteilgehäuses, die bei der alten
   Machart eben einfach direkt über den Schalter des alten Netzteils
   verkabelt sind. Die Verbindungsstelle muß natürlich gut isoliert werden;
   der (überflüssige) Schalter des neuen Netzteils kann u.U. abgelötet
   werden oder an einer alten Platinenbefestigung gegen 'Herumfliegen'
   gesichert werden.

   Einziges Problem stellte nun noch die Befestigung des Netzteils im
   Netzteils dar. Dazu zog ich eine der Lüfterschrauben des neuen Netz-
   teils sehr fest an, so daß diese Schraube alleine den Lüfter in Position
   halten konnte (wichtig, da man das Gehäuse des neuen Netzteils ja wegen
   Garantieverlust nicht öffnen darf), die anderen drei Schrauben wurden
   entfernt und stattdessen durch die entsprechenen Löcher des alten
   Gehäuses geführt (in meinem Fall wurde damit auf der Gehäuseaußenseite
   noch zusätzlich ein kleines Schutzgitter vor dem Lüfter befestigt). Mit
   dem in Position gebrachten neuen Netzteil wurden diese Schrauben nun
   wieder mit dem Lüfter verschraubt, so daß das neue Netzteil im Endeffekt
   an den drei Lüfterschrauben im alten Netzteilgehäuse befestigt ist
   (der Lüfter ist nach dem Umbau auch wieder mit seinen vier Schrauben
   gesichert).

   Das alte Netzteilgehäuse kann man nun wieder im Computergehäuse
   befestigen und in Ruhe die alte Schaltnetzteilplatine reparieren.

   Da bis auf eine kleine (rückgängig machbare) Lötaktion am Kabelschalter
   des neuen Netzteils keinerlei dauerhafte Maßnahmen getroffen wurden,
   bleibt die Garantie des neuen Netzteils erhalten und es besteht immer
   noch die Möglichkeit, das alte Netzteil nach erfolgter Reparatur wieder
   zurückzubauen.

   Ob bei derartigen Umbauten mit CE-konformen Bauteilen aber auch als
   Ganzes die Kriterien der CE-Norm eingehalten werden, wurde nicht
   untersucht. Andererseits stellt sich diese Frage bei der Reparatur
   eines alten Rechners aber auch erst gar nicht.


   Gutes Gelingen.

    Matthias Paul


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