---------------------------------------------------------------------------
POWERSUP.TXT V1.12
Copyright (C) 1995-1997 bei Matthias Paul
Ubierstraße 28
D-50321 BRÜHL
DEUTSCHLAND
EMail: <Matthias.Paul@post.rwth-aachen.de>
Letzte Änderung: 1997-04-13 -mp
---------------------------------------------------------------------------
Beschreibung, wie man ein defektes Schaltnetzteil eines alten Big-Towers
(ca. 1990) ohne größere Umbauten gegen ein neues, kleines Schaltnetzteil
austauscht und wie man dabei die Garantie für das neue Schaltnetzteil
behält.
Ich übernehme keine Garantie für die Tauglichkeit des Tips für irgend-
welche Hardware, noch übernehme ich irgendwie geartete Haftung für
Schäden beliebiger Art. Die Anwendung geschieht auf eigene Gefahr!
Die kostenlose Weitergabe dieser Datei ist ausdrücklich erlaubt. Die
Veröffentlichung dieses Tips in Listen und Publikationen erfordert meine
vorherige schriftliche Zustimmung.
---------------------------------------------------------------------------
Vor einiger Zeit hatte ich das Problem, daß das Schaltnetzteil meines
Rechners (230W Schaltnetzteil für Big-Tower-Gehäuse) seinen Geist aufgab.
Nach einigen Reparaturversuchen (mehrere durchgebrannte Leistungsbauteile
auf der Primärseite und einen noch nicht behobenen Fehler in der Regel-
elektronik), die in der Kürze der Zeit und in Ermangelung eines Oszil-
loskops mit Trenntrafo nicht zum Erfolg führten, entschloß ich mich,
ein neues Schaltnetzteil zu kaufen und einzubauen und das alte in aller
Ruhe zu reparieren. Angesicht der Preise für Schaltnetzteile (DM 30,-
bis 80,-) bzw. neuer Gehäuse mit Schaltnetzteil (DM 70,- bis 200,-) lohnt
sich eine Reparatur eines Schaltnetzteils nur dann, wenn das Netzteil im
Prinzip noch einen soliden Eindruck macht (z.B. kein Staubzieher) und
die defekten Teile Standardware und damit billig zu haben sind (war bei
meinem Netzteil allerdings der Fall).
Dabei stellte ich fest, daß es heutzutage nur noch eine fast einheitliche
Bauform für alle Schaltnetzteile gibt, die trotz neuerer Features wie
schaltbarem Monitor-Netzspannungsausgang und temperaturgeregeltem Lüfter
wesentlich kleiner als meine alte Bauform ist.
Unglücklicherweise stimmten weder die Befestigungslöcher noch die
Ausschnitte für Lüfter und Netzbuchsen mit der alten Bauform überein,
so daß größere Umkonstruktionen des Gehäuses notwendig erschienen. Dies
wollte ich wiederum vermeiden, um später das reparierte Schaltnetzteil
wieder an seine angestammte Stelle bauen zu können.
Händler rieten mir dazu, direkt ein neues Gehäuse zu kaufen (und sei
es angesichts des Preises auch nur des Netzteils wegen...), aber diese
Lösung kam für mich nicht in Frage, da die heutigen Gehäuse (abgesehen
von sehr teuren Exemplaren) vergleichsweise instabil aufgebaut sind und
ich aufgrund verschiedener selbstgebauter Hardware-Erweiterungen in
meinem Rechner einen tagelangen Umbau in Kauf hätte nehmen müssen.
Weiterhin erfuhr ich, daß selbst die Händler händeringend nach 'alten
großen' Netzteilen ('die mit dem Knick...') suchen, d.h. ich war auf
meiner Odyssee vermutlich bei weitem nicht der Einzige (was mich ver-
anlaßt, diese Erfahrungen hier aufzuschreiben). Aus anderen Kreisen
erfuhr ich, daß alte Schaltnetzteile von MORETEC bei Hardware-Cracks
als unverwüstlich gelten und teilweise besser im Kurs stehen als
diverse Neuware (mein Netzteil war zwar nicht von dieser Firma,
hielt aber immerhin fünf Jahre unter Vollast im annähernden Dauerbetrieb
und verkraftete in diesem Zeitraum auch einige sekundärseitige Kurz-
schlüsse - auch kein schlechtes Ergebnis).
Da die meisten modernen Schaltnetzteile nur kleinere Gehäuseabmessungen,
aber immer noch die gleichen Abmessungen der Platine haben, dachte ich
anfangs daran, die Platinen auszuwechseln. Dies sollte normalerweise für
halbwegs erfahrene Bastler (wegen Gefahr des elektrischen Schlags: 230V
und mehr!!!) kein Problem darstellen, allerdings war dies in meinem Fall
aus zwei Gründen nicht praktikabel:
- Das neue Netzteil ist mit einem Garantiesiegel versehen, das beim
Öffnen des Gehäuses verletzt wird, so daß bei derartigen Umbauten un-
weigerlich die Garantie für das Netzteil verloren gegangen wäre.
- Das neue Netzteil bietet zusätzlich einen temperaturgeregelten Lüfter
und einen optional schaltbaren Monitor-Netzspannungsausgang (normaler-
weise für Power-Saving-Features des Motherboards, aber auch mittels des
von meinem Kollegen Axel C. Frinke und mir entwickelten erweiterten
Tastaturtreibers K3PLUS (alias FreeKEYB) bedienbar - Infos beim Autor).
Diese Erweiterungen waren auf zusätzlichen Platinen untergebracht, die
an der Rückseite der Netzbuchsen befestigt waren: kein leichter Umbau
sowie Probleme mit den geometrischen Abmessungen beim Einbau in das
alte Gehäuse.
Stattdessen stellte ich fest, daß der Lüfter im alten Schaltnetzteil-
gehäuse mittig angeordnet war, und daß das neue kleine Schaltnetzteil
(mit Gehäuse) *komplett* in das alte Gehäuse hineinpaßt, wenn man den
Lüfter an die gleiche Position bringt. Die Netzbuchsen des neuen Schalt-
netzteils sind dann allerdings unzugänglich. Solange man die Funktion
des schaltbaren Monitorausgangs nicht benötigt, kann man das neue
Netzteil aber auch dadurch in Betrieb nehmen, daß man die Netzeinspeisung
vom Platinenstecker des alten Netzteilgehäuses am Schalter des neuen
Netzteils vorsieht. Nach wenigen Messungen mit einem Durchgangsprüfer
zwischen Schalter und der Netzeingangsbuchse des neuen Netzteils war
klar, welche Leitungen hier durchgeführt wurden. Die beiden gegenüber-
liegenden Kontakte (bei zweipoligem Schaltern) sind nun der interne
Netzspannungseingang des neuen Schaltnetzteils. Genau hier muß man die
Verbindung zum Platinenstecker des alten Schaltnetzteils herstellen
(den Schalter sollte man trotzdem auf 'Ein' schalten, man weiß ja nie,
wie die Schaltung in der 'BlackBox' wirklich aussieht). So bekommt das
neue Schaltnetzteil 'Saft', obwohl seine Netzbuchsen hinter einem Blech
verborgen sind. Als Netzspannungseingang und Monitorausgang dienen
weiterhin die Buchsen des alten Netzteilgehäuses, die bei der alten
Machart eben einfach direkt über den Schalter des alten Netzteils
verkabelt sind. Die Verbindungsstelle muß natürlich gut isoliert werden;
der (überflüssige) Schalter des neuen Netzteils kann u.U. abgelötet
werden oder an einer alten Platinenbefestigung gegen 'Herumfliegen'
gesichert werden.
Einziges Problem stellte nun noch die Befestigung des Netzteils im
Netzteils dar. Dazu zog ich eine der Lüfterschrauben des neuen Netz-
teils sehr fest an, so daß diese Schraube alleine den Lüfter in Position
halten konnte (wichtig, da man das Gehäuse des neuen Netzteils ja wegen
Garantieverlust nicht öffnen darf), die anderen drei Schrauben wurden
entfernt und stattdessen durch die entsprechenen Löcher des alten
Gehäuses geführt (in meinem Fall wurde damit auf der Gehäuseaußenseite
noch zusätzlich ein kleines Schutzgitter vor dem Lüfter befestigt). Mit
dem in Position gebrachten neuen Netzteil wurden diese Schrauben nun
wieder mit dem Lüfter verschraubt, so daß das neue Netzteil im Endeffekt
an den drei Lüfterschrauben im alten Netzteilgehäuse befestigt ist
(der Lüfter ist nach dem Umbau auch wieder mit seinen vier Schrauben
gesichert).
Das alte Netzteilgehäuse kann man nun wieder im Computergehäuse
befestigen und in Ruhe die alte Schaltnetzteilplatine reparieren.
Da bis auf eine kleine (rückgängig machbare) Lötaktion am Kabelschalter
des neuen Netzteils keinerlei dauerhafte Maßnahmen getroffen wurden,
bleibt die Garantie des neuen Netzteils erhalten und es besteht immer
noch die Möglichkeit, das alte Netzteil nach erfolgter Reparatur wieder
zurückzubauen.
Ob bei derartigen Umbauten mit CE-konformen Bauteilen aber auch als
Ganzes die Kriterien der CE-Norm eingehalten werden, wurde nicht
untersucht. Andererseits stellt sich diese Frage bei der Reparatur
eines alten Rechners aber auch erst gar nicht.
Gutes Gelingen.
Matthias Paul
---------------------------------------------------------------------------
Converted to HTML by TXT2HTML (©Thomas Antoni), 29.06.2011, 17:35:56 |