Interview mit Kai Hagemann

Dem Schöpfer der berühmten CD-Audioplayer in QBasic und Profan²

© Thomas Antoni, März 2001

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Vorwort von Thomas Antoni

Kai Hagemann ist vielen QBasic-Fans durch seinen exzellenten, in QBasic geschriebenen Audio-CD-Player bekannt. Auch Kais mit Profan² programmierter CD-Payer für Windows ist sehr beachtlich.

Ich habe Kai als einen sehr kompetenten und äußerst hilfsbereiten Software-Entwickler kennengelernt, der sich nicht zu schade ist, in meinem QBasic-Forum auf Antonis.de auch die Fragen der blutigsten Angänger mit großer Geduld zu beantworten.

In dem folgenden Interview, das Kai mir gewährt hat, erfahren Sie mehr über seine Projekte und Ansichten sowie den Menschen Kai Hagemann.




Thomas: Wie alt bist Du und wo wohnst Du?
Kai: Ich bin 26 Jahre alt und wohne in Gifhorn, das liegt zwischen Hannover, Braunschweig und Wolfsburg.

Thomas: Was machst Du ausbildungs- bzw. berufsmäßig?
Kai: Ausbildungsmäßig habe ich als Einzelhandelskaufmann angefangen. Dann bin ich bei einer Firma in Hannover als Programmierer eingestiegen. Heute kümmere ich mich um den Bereich der Firmensoftware, Hauptbereich "Netzwerke". Ich bin also als Quereinsteiger in den IT Bereich hineineingekommen.

Thomas: Was erwartet den Besucher auf Deiner Webseite?
Kai: Auf der Seite sind Programme, die ich mal vor etlichen Jahren angefangen habe und die mich nicht loslassen. Aber auch Tools und kleinere Programme, die ich mal für Verwandte und Freunde gemacht habe.

Thomas: Wie sieht Dein Webdesign-Konzept aus?
Kai: So wenig Grafik wie möglich, da ich mit Grafik auf Kriegsfuß stehe.

Thomas: Wie war Dein Werdegang als Programmierer?
Kai: Alles begann mit einem Atari 800 XL. Auf ihm ging es los mit Programmieren in BASIC und etwas Assembler. Der nächste Computer war ein Amiga 500, der den Umstieg auf Amiga BASIC und C brachte. Später kam ein Amiga 4000 dazu, den ich geschenkt bekam. Dort versuchte ich mich auch in Pascal. Heute arbeite ich privat mit einem PC AMD 500 K2. Unter Windows verwende ich die Programmiersprachen C++, Visual Basic und Profan², unter MS-DOS arbeite ich mit QuickBasic und VB-DOS (Visual Basic für MS-DOS).

Thomas: Sag doch mal ein paar Worte zu Deinen QBasic-Programmen.
Kai: Den CD Audio Player bekam ich ursprünglich von einem Freund. Der wollte, dass sein Player auf Amiga 3.1 auch in Deutschland läuft. Beim Umstieg auf den PC nahm ich ihn mit. Help Hot entstand als Aufgabe im Rahmen unserer Schul AG. Später habe ich Help Hot um BMP-Grafiken und WAV-Sounds erweitert.

Thomas: Kannst Du einige Worte zu Deinen momentanen Projekten sagen?
Kai: Mein privates Projekt ist im Augenblick KH System Make, ein Tool zum Verschönern von Windows Programmen. Es enthält einen grafischen Desktop, eine Gadget Leiste (grafisch ansprechend gestaltete Werkzeugleiste) und noch ein paar andere Sachen. Du kannst alle diese Programme auf meiner Homepage downloaden

Thomas: Was rätst Du einem QB-Programmierer, der sein Game netzwerkfähig machen will, z.B. über TCP/IP oder IPX?
Kai: Wenn er mit QuickBasic arbeitet, dann sollte er ein Nullmodemkabel verwenden. Das ist mit Quickbasic wesentlich einfacher zu realisieren als eine Kopplung über Ethernet. Alle QuickBasic Lösungen, die es für TCP/IP oder IPX gibt, sind fehlerbehaftet, oder Sie laufen nicht so wie man es erwartet. Wenn man mit TCP/IP oder IPX arbeiten will, dann sollte man doch lieber zu einer Windows-Programmiersprache greifen.

Thomas: Was rätst Du einem QB-Programmierer, der aus seinem Programm heraus aufs Internet zugreifen will, z.B. E-Mails versenden will?
Kai: Also, der sollte sich überlegen, ob er nicht eine Sprache kennt, mit der er sowas einfacher machen kann. Denn QuickBasic ist nicht für die Netzwerk- und die Internetprogrammierung ausgelegt. Deshalb würde man sich damit sehr schwer tun, und man sollte man sich gut mit INP, OUT, PEEK und POKE auskennen.

Thomas: Wie siehst Du die Zukunft von QBasic, QuickBasic und MS-DOS?
Kai: Wenn ich immer wieder lese, QuickBasic sei so gut wie tot, dann frage ich mich immer nur: Woher kommen dann die ganzen Leute die praktisch täglich in den Foren Ihre Fragen stellen? Ich gebe zwar zu, dass vermutlich jeder, der über den Anfängerstatus hinaus ist, auf eine andere Sprache umsteigen will. Aber QuickBasic ist für Anfänger immer noch das Beste, was es im Augenblick auf dem Markt gibt.

Als Anfänger braucht man zu Beginn auch mal was Positives und nicht wie bei C++ gleich haufenweise Fehlermeldungen, bei denen man nicht dahinter kommt, was gemeint ist. Bei QuickBasic werden Syntaxfehler gleich bei der Eingabe abgeblockt und normalerweise läuft das erste aus der Entwicklungsumgebung heraus gestarte Programm gleich auf Anhieb. So hast Du ein schnelles Erfolgserlebnis. Das ist es, was ein Einsteiger am Anfang braucht. Das wird leider immer wieder vergessen.

Thomas: Was rätst Du einem QBasic Spiele-Programmierer, der Animationen und Sound in seine Spiele hineinbringen will?
Kai: Bezüglich der Grafik sollte der Programmierer daran denken, dass es keinen PC gibt, der einem anderen gleicht. Die Grafik kann auf dem eigenen Rechner gut und schön aussehen und auch gut laufen, das ist aber 100%ig nicht mehr so, wenn man dasselbe Proghramm auf dem PC eines Freundes oder Nachbarn ablaufen lässt.

Beim Sound ist es praktisches dasselbe. Deshalb sollen die Leute ihre Programme auf sovielen Rechnern wie möglich testen oder testen lassen. Beim PC hat man es leider versäumt, unter MS-DOS einen echten Standard für hochauflösende Grafik und Soundausgabe herauszubringen.

Thomas: Wie schafft man sich den nötigen freien Speicherplatz für seine Spiele und überwindet die für QBasic geltende 160 KB Grenze für die max. Länge von Code und Daten?
Kai: QuickBasic hat hierfür einige schöne Funktionen, nämlich die leider viel zu wenig genutze CHAIN-Funktion und COMMAND$. Damit kann man schon mal etwas erreichen. Dann gibt es auch noch die Möglichkeit, einige Dinge in externe Dateien auszulagern, wodurch man auch Speicher "freischaufeln" kann. Außerdem gewöhnt man sich dadurch an das saubere Programmieren. In den anderen Programmiersprachen wird soetwas vorausgesetzt und es ist vorteilhaft, wenn man es sich von Anfang an angewöhnt hat. Dann hat man bei einem Umstieg weniger Probleme.

Thomas: Welche weiteren Ratschläge kannst Du einem QBasic-Einsteiger geben?
Kai: Erstmal selber testen!! Denn das, was man sich selbst beigebracht hat, vergißt man nicht so schnell. Wenn es aber trotzdem nicht klappen will, dann greife auf Bücher, Freunde oder das Internet zu. Aber das solltest Du wirklich erst dann tun, wenn Du selber nicht mehr weiterkommt. Denn das Gefühl, das man hat, wenn man etwas selber herausgefunden hat, ist riesig :-)

Thomas: Auf welche Windows-Programmiersprache sollte ein QB-Fan aufsteigen a) wenn er nur hobbymäßig programmieren will bzw. b) wenn er einen IT-Beruf anstrebt?
Kai: Im IT Bereich: Wenn man in eine Firma geht, die sich mit dem Internet beschäftigt, sollte man Delphi oder Java können. Wenn es um Datenbanken geht, Visual Basic oder C++. Meistens ist es Visual Basic. Die berühmten Spiele werden meistens in C++ und DirectX programmiert. Wenn man wirklich als professioneller Programmierer arbeiten möchte, kommt man um C++ nicht herum.

Im privaten Bereich sollte man sich mal alle Sprachen ansehen und dann entscheiden. welche für seine Bedürfnisse die richtige ist. Denn jede Sprache hat ihre Vorteile, aber genau so starke Nachteile.

Thomas: Kai, ich freue mich, mit Dir endlich mal einen Profan²-Programmierer zu fassen zu kriegen. Profan² soll ja eine supereinfache, BASIC-ähnliche Programmiersprache für Windows sein? Kannst Du uns aus erster Hand berichten, welche Vorteile und Grenzen Profan² hat?
Kai: Profan² hat folgende Vorteile gebenüber Visual Basic.
  • Profan² ist wesentlich leichter zu erlernen als VB.
  • Der abgesetzte Code ist um vieles kleiner.
  • Profan² ist eine Komination aus Basic/Pascal und C++. Das bedeutet, man kann auf seine Erfahrung zurückgreifen.
  • Durch die vielen im Internet verfügbaren Profan²-Programme und DLL Dateien kann man sich hervorragende Programme zusammenbauen.
  • Profan hat in die Schulen Einzug gehalten. Bis Ende des Jahres werden viele Schulen damit ausgestattet sein.
  • Man bekommt von vielen Stellen Hilfe, vor allem in deutscher Sprache.
  • Es gibt alles als Freeware oder Shareware Version. Über die Homepage www.profan.de von Roland Hülsmann, dem Schöpfer von Profan², gelangt man zu allen relevanten Profan²-Seiten.
Wenn jemand Profan² mal ausprobieren will, sollte er sich die Shareware Versionen der beiden wichtigsten Programme besorgen, nämlich Profan² 7.0 und den Komfort-Editor PrFellow von Thomas Hölzer. Das ist schon mal ein wichtiger Vorteil gegenüber Visual Basic, dass man die Programme vor dem Kauf kostenfrei ausprobieren kann. Mit PrFellow erhält man eine Entwicklungsumgebung, die dem Standard von Visual Basic weitgehend nahekommt.

Dann gibt es für Profan² noch drei wichtige DLL's, die dem Programmierer viele Dinge abnehmen:
  • Einmal die InterNet.dll von Jan Steinhard. Damit kann man auf das Internet zugreifen (E-Mail, FTP-Download und -Upload).
  • IB-Zip - damit kann man auf das wichtigeste Packformat zugreifen. Mit allen Funktionen.
  • Die Powerdll ist ein absoluter Alleskönner - Internet, Zip, Grafik und noch viele andere Sachen.
Wenn man dann noch davon ausgeht, dass Profan² selber die Funktionen für Datenbanken hat, dann kann man mit den Kombinationen wirklich gute Anwenderprogramme erstellen. Wenn man jedoch schnelle Actionspiele programmieren möcht, dann kann Profan² eine schlechte Wahl sein, da man bis zur heutigen Version 7.0 nicht auf DirectX zugreifen kann. Wenn man aber normale Anwendungen programmieren will, sollte man sich ruhig mal Profan² ansehen.

Thomas: Danke Kai für die detaillierten Infos über Profan². Da bekommt man als QBasic-Programmierer ja richtig Lust, sich mal in Profan² zu versuchen. Jetzt mal ein kleiner Themenwewchsel: Spiele für Linux - denkst Du über sowas nach?
Kai: Also, ich nehme an, dass Linux Windows nicht den Rang ablaufen wird. Stattdessen sollten die Leute lieber anfangen, für Playstation 2 oder Nintendo Spielekonsolen zu programmieren - wenn sie gut genug sind. Denn man muß ja dafür C++ können. Linux wird neben Windows herlaufen, aber nicht Windows verdrängen. Denn auch bei Linux ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch Linux macht Schwierigkeiten.

Thomas: Spieleprogrammierung in VB oder Delphi - macht das Sinn?
Kai: Delphi, dürfte für Spiele unpraktisch sein. Mit Visual Basic, kann man hervorragende Spiele machen. Vor allem jetzt, wo man auch auf DirectX zugreifen kann. Denn es war bei QuickBasic früher auch so: Alle sagten, man kann keine 3D Spiele mit QuickBasic machen, und heute gibt es 3D Spiele. Deshalb: Es hängt von jedem selber ab, was er sich vornimmt und wie schnell er bereit ist, aufzugeben.

Thomas: Was hast Du für Zukunftsprojekte?
Kai: Der Audio Player für MS-DOS soll eine Auflösung bis 1024x768 bekommen und noch ein paar andere Funktionen. Bei Windows, werden ein paar Tools für das Internet dazukommen, etwa ein E-Mail Checker und ein besserer Downloader.

Thomas: Wie willst Du Dich beruflich entwickeln?
Kai: Ich bin mit meinem Beruf und meinem Aufgabenbereich vollkommen zufrieden. Wenn es so weiter geht, dann bin ich da vollkommen zufrieden.

Thomas: Uui Kai, sowas hört man selten :-) Endlich mal jemand, der rundherum zufrieden ist. Zurück zu QBasic: Warum hört man eigentlich so wenig von PowerBasic und VB-DOS - im Vergleich zu QuickBasic?
Kai: QuickBasic ist dadurch so enorm populär geworden, dass es schon bei MS-DOS 5.0 als kostenlose Zugabe dabei war. Damit konnten die Leute schon mal ganz bequem und ohne Kostenaufwand mit dem Programmieren anfangen. Hinzu kam, dass man ohne Probleme und Umstiegsaufwand an QuickBasic herankam. PowerBasic konnte nicht soviel Werbung machen wie Microsoft für ihr QuickBasic gemacht hatte. Dann war QBasic auch an den Schulen vielfach im Informatik-Unterricht vertreten. Das sind die Gründe, weshalb die Leute lieber mit QuickBasic gearbeitet haben als mit PowerBasic. Visual Basic für MS-DOS kostete damals über 300 DM. Dadurch kam es für Schüler nicht in Frage. Dann kam Windows 3.1 heraus und Visual Basic 3.0 - später Windows 95 und VB 4. Das war praktisch das Ende für Visual Basic für MS-DOS.

Thomas: Hast Du noch andere Hobbies außer Programmieren?
Kai: Kaftsport (Karate), bei uns im Kino alte Filmklassiker ansehen und Treffen mit Freunden.

Thomas: Was macht Kai Hagemann privat?
Kai: Sowenig wie möglich mit dem Computer. Lieber mit der Familie.

Thomas: Vielen Dank Kai Hagemann für die höchst aufschlussreichen Antworten. Willst Du noch einen Abschiedsgruß an den Leser richten?
Kai: Die Anfänger sollen nicht alles glauben, wenn irgendjemand über den angeblichen Tod von QuickBasic erzählt. Die Fortgeschrittene sollten sich mal überlegen, warum Sie mit Quick Basic angefangen haben und nicht mit einer anderen Sprache.

Thomas: Danke Kai für das interessante Interview! Ich bin davon überzeugt, dass sich der Leser jetzt erstmal mit großer Neugier auf Deine beiden Homepages www.KaiHagemann.de und www.Profanet.de stürzen wird.




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